Komiker Atze Schröder: „Den Erlöser verstehe ich als Mutmacher“  (2025)

Atze, wie fühlt es sich für dich an, als „Erlöser“ durch die Republik zu reisen und wie reagieren die Fans?

ATZE SCHRÖDER: Also, ich bin mit meinem neuen Programm immer sehr willkommen. Alle sind so ein bisschen verunsichert, durch die Ereignisse um uns herum. Und es tut sicher allen im Publikum gut, wenn sich einer hinstellt und sagt: „Werft eure Sünden auf mich, ich bin der Erlöser.“ Da ist er (lacht).

Was ist deine Intention und worum geht es inhaltlich?

Den „Erlöser“ verstehe ich vor allem als Mutmacher. Es geht mir nicht so sehr um die ganz großen Themen, wie das „ans Kreuz nageln“ oder den „Ostermontag“, sondern ums Miteinander. In den Arm nehmen, nach der Devise: „Komm, ich drück dich mal!“ Ich spreche nur über die religiösen Themen, die offensichtlich sind. Zum Beispiel, dass eine ganze Religion entstanden ist, nachdem Maria nicht zugegeben hat, was wirklich war. Das ist schon irgendwie witzig (lacht).

Das Universum in Bünde war Ende November 2023 Schauplatz der Weltpremiere von „Der Erlöser“. Beim Start der Preview-Tour mit 250 Atze-Fans. In der Bielefelder Seidensticker-Halle können am Samstag, 24. Februar, mehr als 4.000 Zuschauer live dabei sein. Was sind für dich als Bühnenkünstler die entscheidenden Unterschiede zwischen Liveshows in den kleineren Locations und in den ganz großen Hallen?

Im Universum in Bünde bin ich viel näher dran am Publikum und dadurch schneller und spontaner. Ich kann viel ausprobieren, habe quasi zu jedem auch direkten Blickkontakt. In einer Halle mit 4.000 bis 10.000 Leuten ist es eher eine Show. Im Großen muss halt alles sitzen und es ist noch mehr Energie im Spiel. Das ist auch eine schöne Sache. So richtig Stand-up ist mehr im Kleinen möglich. Aber beides hat seinen Reiz für mich.

Verändern sich einzelne Gags des Programms im Laufe der Zeit?

Meine Inhalte ändern sich ständig. Wenn ich zum Beispiel was Aktuelles in den Nachrichten höre oder wenn ich auf der Straße etwas höre, dass ich witzig finde, denke ich: „Oh, das passt ja noch ganz gut.“ Am Abend vor meinem Tourstart war ich auf dem „Roten Sofa“ des NDR zu Gast. Ich bin gefragt worden, welche Sünden ich denn beichten musste. Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Für meine Bühnenshow hat mich die Frage inspiriert. Am Anfang erzähle ich, welche Sünden wir alle zu bewältigen haben. Es ist doch klar, dass jeder etwas zu bereuen hat.

Über die Social-Media-Kanäle sind „Meet & Greet“-Tickets für die neue Atze-Tour verlost worden. Es ging bei diesem Gewinnspiel um besonders originelle Sünden. Wie lief das genau ab?

Ich habe meine Fans aufgerufen, über ihre Sünden zu erzählen. Die besten Erlebnisse belohne ich mit einem „Meet & Greet“ vor meinen Shows. Die Gewinner habe ich persönlich ausgesucht. Aus dem Bereich Fremdgehen gab es viel. Da haben doch einige große Sünden begangen. Auch körperliche Defizite, die man versucht hat zu kaschieren, waren ein Thema und natürlich Abstürze im Suff. Sehr krass war die Story eines Pärchens. Sie haben sich vor einer meiner Shows am Eingang kennengelernt und sich so gut verstanden, dass sie lieber gleich ins Hotel gegangen sind, statt sich die Show anzusehen. Sie waren so rücksichtsvoll, das zu Hause nicht zu erzählen und haben natürlich gewonnen (lacht).

Über den Jahreswechsel gab es einen längeren Seychellen-Urlaub und unterhaltsame Beiträge via Instagram und Facebook. Wie wichtig sind Social-Media-Storys für die Kommunikation mit den Fans?

Diese Reise direkt nach meiner Preview-Tour hat natürlich sehr gutgetan. Einfach mal durchzuatmen. Ich bin jetzt schon so lange dabei, da habe ich mir das einfach mal gegönnt. Ich bin nicht der ganz große Social-Media-Fan. Aber es hilft ja nix (lacht). Denn ich habe gemerkt, dass es gut ankommt, wenn man so ein bisschen aufmacht und manchmal etwas mehr von sich zeigt.

Wie fühlt es sich an, als Kult- und Bühnenfigur Atze Schröder seit gut drei Jahrzehnten bekannt zu sein, aber als Privatmensch überwiegend unerkannt zu bleiben?

Ja, das war und ist eine gute Entscheidung, nach wie vor. Das genieße ich mehr denn je. Es ist immer gut, ein bisschen Abstand zu haben. Otto Waalkes hat es mal treffend gesagt: „Als Komiker darf man nicht das letzte Geheimnis lüften.“ Ich glaube, das ist wirklich auch ganz gut. Denn das gibt immer noch so eine gewisse Magie. Im Mittelpunkt zu stehen, ist privat nicht so meine Sache. Auf der Bühne gerne, aber im Privatleben stehe ich lieber in der zweiten Reihe.

Wie hat sich die Comedyszene in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt und verändert – und bleiben beliebte Formate wie der „Quatsch Comedy Club“ und „Night Wash“, bei denen mehrere Künstlerinnen und Künstler an einem Abend auftreten, auch in Zukunft gefragt?

Auf jeden Fall. Ich glaube, dass die Frauen jetzt gewaltig durchstarten. Im Frühjahr moderiere ich wieder zwei Shows für „Night Wash“. Dieses Format finde ich immer super, auch weil man da viel Kontakt mit jungen Kolleginnen und Kollegen hat, die man manchmal noch gar nicht kennt. Und da ist viel Frauenpower im Spiel. Das tut der Szene auch wirklich, wirklich gut. Mirja Regensburg und Maria Clara Groppler fallen mir da ein. Carolin Kebekus hat vielen Frauen Mut gemacht, das finde ich sehr gut. Auch Tahnee spielt da eine wichtige Rolle. Mit ihr habe ich vor ein paar Tagen für eine Produktion in Duisburg gedreht. Sie ist jetzt schon über zehn Jahre dabei, bei ihrem ersten TV-Auftritt war sie erst 19.

Parodien und Gesang sind zum Beispiel bei Carolin Kebekus, Tahnee und dir Teil der Bühnenshows. Lebst du auch den Musiker in dir aus?

Ja, das ist so (lacht). Während der Pandemie war lange nichts möglich und man hat im privaten Kreis auf diese Art mal die Sau rausgelassen. Da habe ich mir irgendwann gesagt, dass das auch was fürs Programm wäre.

Wie geht es nach „Der Erlöser“ mit Bühnencomedy weiter, lässt sich das überhaupt noch toppen?

Also, den Titel für mein nächstes Programm habe ich schon. Den verrate ich dir aber erst in unserem nächsten Gespräch (lacht). Es geht definitiv weiter. Die Ideenschachtel ist voll.

Der Podcast „Betreutes Fühlen“ mit Leon Windscheid, Atze Schröder und Gästen hat sich mit wöchentlich Millionen von Zuhörern zu einem Kultformat entwickelt. Wie ist der aktuelle Stand und gibt es weiterhin genug neue Themen?

Also, Themen gibt es genug. Wir haben einerseits die Hörerschaft, die uns schreibt und Themenvorschläge macht. Und wir haben unsere Redaktion. Das sind überwiegend Psychologie-Studenten. Die haben viele gute Ideen. Es dreht sich ums Leben, da gehen die Themen wahrscheinlich nie aus. Es macht Spaß, sich dareinzufinden. Ich als Laie kann viel interessiert nachfragen und meine Lebenserfahrung mit in die Waagschale werfen. Mit diesem Mix und der großen Beteiligung haben wir auch nicht gerechnet, das hat sich so ergeben. Wir reden über Psychologie, das interessiert viele Leute. Es sprechen zwei Generationen miteinander, der Junge mit dem Alten. Und das Dritte ist diese Freundschaft, die man, denke ich, spürt. Leon und ich waren uns vor dem Podcast-Start völlig unbekannt. Aber zwischen uns hat sich eine Freundschaft entwickelt.

Du ernährst dich gerne vegan. Wie kam es dazu?

Meine Freundin ernährt sich vegan. Durch sie bin ich darauf gekommen. Es standen manchmal Sachen auf dem Tisch, wo ich gedacht habe, ich fahre mal schnell zu McDonalds. Aber dann habe ich probiert und es hat mir super geschmeckt. Jetzt bin ich auch nicht mehr der Jüngste, und alle Werte, ob Blutdruck oder Cholesterin, sind jetzt wieder top wie mit Anfang 30. Der ethische Aspekt ist vielleicht sogar der noch größere und wichtigere. Ich habe bei einer Aktion der Tierrechtsorganisation PETA mitgemacht und gesagt, dass wir unsere Mitbewohner nicht aufessen können. Ich empfehle auch den Film „Mein Lehrer, der Krake“. Es geht um einen Taucher, der sich mit diesem Meeresbewohner anfreundet. Das ist für Familien und Kinder auch sehr empfehlenswert. Und wer den Film schaut, wird garantiert keinen Oktopus mehr essen.

Über den Interviewpartner

Atze Schröder ist Comedian und Entertainer. Der Künstler hinter der Bühnenfigur (Jahrgang 1965) wurde als 16-Jähriger Deutscher Meister im Geräteturnen. Später spielte er als Musiker in Top-40-Bands. Im „Quatsch Comedy Club“ startete Schröder Mitte der 90er Jahre als Komiker durch. Er erhielt zahlreiche Comedypreise und veröffentlichte 2022 seine Biografie „Blauäugig“. Mit ihrem Podcast „Betreutes Fühlen“ erreichen der 58-Jährige und der Psychologe Leon Windscheid (35) jede Woche Millionen von Zuhörern.

Atze Schröder live in der Region:

Samstag, 24. Februar., 20 Uhr, Seidensticker-Halle, Bielefeld; Freitag, 15. März., 20 Uhr, Phoenix-Contact-Arena, Lemgo;Samstag/Sonntag, 16./17. März., 20 Uhr, Osnabrück (ausverkauft);

Karten (ab 43,65 Euro) gibt es hier.

Wir verlosen 1x 2 Karten für den Auftritt von Atze Schröder in Lemgo am Freitag, 15. März 2024. Das Gewinnspiel läuft bis zum 7. März 2024, 23.59 Uhr.

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